Special: Anime vs Anime – „Hellsing“ vs „Hellsing: Ultimate“

Und wieder ist es Zeit für eine neue Kategorie, ausgelöst durch den Umstand, dass Amazon Prime kürzlich sowohl die Animeserie „Hellsing“ als auch ihren Reboot „Hellsing: Ultimate“ online stellte. Dies erinnerte mich an eine Besonderheit, die mir bereits als Jugendliche aufgefallen war – oft gibt es bei Animeserien nach einiger Zeit einen Reboot. Meist wird so ein Reboot gestartet, um der Mangavorlage gerechter zu werden, manchmal auch weil man einen Manga, der eigentlich für Erwachsene gedacht ist, für eine Animeserie, die für Kinder geeignet ist, zu stark verfremden musste. Und so dachte ich mir: „Warum sich nicht den Spaß machen und beide Versionen schauen damit man einen Vergleich hat!“. Vorweg sei noch gesagt, dass ich den Manga nicht gelesen habe. Ich kann also keinerlei Angaben zur etwaigen Umsetzung der Vorlage geben, sondern will hier lediglich die zwei Serien einander gegenüberstellen. Legen wir also los…

1.) Die Handlung:

Tauchen wir gleich mal tief in die Materie ein und sprechen wir über den Punkt, in dem sich bei Weitem die größten Abweichungen finden lassen. Beide Serien folgen derselben Grundgeschichte: Wir befinden uns in einer Welt, in der Vampire existieren. Um die Menschheit zu beschützen gibt es mehrere Organisationen die sich der Auslöschung dieser Monster verschrieben haben. Eine davon ist die britische Hellsing-Organisation, die eng mit dem protestantischen Ritterorden verbunden ist. Eine weiter dieser Organisationen nennt sich Iskariot oder auch Die 13. Kongegration des Vatikan. Obwohl beide dasselbe Ziel verfolgen stehen sie sich trotzdem feindselig gegenüber, haben aber ein System der zumeist friedlichen Koexistenz erschaffen. Eines Tages tauchen auf den Straßen Englands immer mehr sogenannter Freaks auf – dies sind Menschen, die nicht auf natürlichem Wege zu einem Vampir wurden, sondern dank einer neuartigen Form von Technologie. Die Hintermänner und deren Beweggründe zu erforschen wird das Hauptanliegen der Hellsing-Organisation. Hierzu bedienen sie sich ihrer stärksten „Waffe“ – dem Vampir Alucard. Nachdem die Organisation Millennium als treibende Kraft enttarnt wurde überschlagen sich die Ereignisse und London wird zum Schauplatz einer epische Schlacht.

Soweit zur Geschichte…wobei, eigentlich nicht ganz, denn die Serie „Hellsing“ endet an dem Punkt, an dem der Zuschauer erfährt, dass etwas namens Millennium hinter der Erschaffung der Freaks steht. Außerdem spürt man bei „Hellsing“ förmlich, dass vieles aufgrund der Altersfreigabe geändert oder überhaupt weggelassen wurde. Dies führt zu äußerst fragmentarischen Episoden, denen es oftmals an Kontinuität mangelt. Außerdem mangelt es der Serie erheblich an irgendeiner Form von Auflösung der Erzählstränge – so bleiben viele lose Enden zurück, die nur wenig Sinn ergeben. Hier macht „Hellsing: Ultimate“ seine Sache eindeutig besser. Es gibt viele Handlungsbögen die zu einem Ende gebracht werden, wir erfahren mehr über die Figuren und ihre Geschichte und wir lernen dieses alternative Universum ein wenig besser kennen, dass sich von unserem eigentlich lediglich durch die Tatsache unterscheidet, dass es eine Schattengesellschaft aus Vampiren und deren Gegenspielern gibt.

In der Kategorie „Handlung“ bekommt somit ganz eindeutig „Hellsing: Ultimate“ den Punkt.

2.) Die Figuren:

Auch hier gibt es einige Unterschiede zwischen den beiden Umsetzungen, die allerdings allesamt daraus resultieren, dass „Hellsing“ einfach früher in der Geschichte endet als „Hellsing: Ultimate“. „Hellsing: Ultimate“ hat somit mehr Charakter zu bieten. Aber dies ist nicht der einzige Vorteil des Reboot. Wie oben bereits erwähnt bekommen die Figuren durch die detailliertere und ausgearbeitetere Story mehr Tiefe und Profil.

Daher bekommt „Hellsing: Ultimate“ auch in dieser Kategorie den Punkt.

3.) Die Animation:

In der Animation spürt man die wenigen Jahre, welche die beiden Animes voneinander trennen doch deutlich und trotzdem würde ich hier dem Älteren eindeutig den Vorzug geben. Dies liegt vor allem an zwei Dingen, die mich bei der Animation des Reboot stören. Einerseits wären da die für Animes so typischen Manga-Panel Einschübe – damit meine ich jene Szenen, in denen die Figuren stark vereinfacht gezeichnet werden, sich meist über die Maßen ärgern oder traurig sind und alles in allem sehr kindlich wirken. Dieses Stilmittel soll meist zur Erheiterung beitragen und kann – gut eingesetzt – den ein oder anderen Schmunzler herbeiführen. In „Hellsing: Ultimate“ gibt es für meinen Geschmack eindeutig zu viele dieser Sequenzen und sie dauern teilweise auch noch eine Ewigkeit. Noch dazu sind sie manchmal in völlig unpassenden Momenten zu finden – man stelle sich einmal vor, man schaut gerade den neuen Action-Blockbuster, der Held metzelt gerade hunderte Gegner gleichzeitig nieder und plötzlich stellt sich einer dieser Gegner vor ihn hin und wirft ihm eine Sahnetorte ins Gesicht!? – Sowas ruiniert einfach die Stimmung! Ein zweiter Punkt, der mich am Reboot etwas gestört hat war die teils schon zu über stilisierte Zeichenweise. Man hat teilweise das Gefühl, dass sie krampfhaft versucht haben den ersten „Hellsing“-Anime, der schon sehr stylish war, zu übertrumpfen, was zu teils grotesken Proportionen und Mimiken führt. Hier wäre eindeutig weniger mehr gewesen – eine Tatsache, die der erste Anime beherzigt hat.

Dieser Punkt geht also an „Hellsing“.

4.) Die Synchronisation:

Da meine japanisch Kenntnisse leider noch sehr rudimentär sind, kann ich zu der tatsächlichen Übersetzungsarbeit nur wenig sagen. Außerdem war der deutsche Publisher so freundlich und hat für beide Versionen dieselben Synchronsprecher eingesetzt. Somit sind die beiden Animes was das betrifft quasi identisch und es kann nur allgemein angemerkt werden, dass die Stimmen sehr passend wirken und die Sprecher eine solide Arbeit abliefern.

Da hier keine der beiden Serien die Nase vorne hat, bekommen sie beide einen Punkt für die gute Synchro.

5.) Die Adaption des Manga:

Wie oben bereits erwähnt habe ich den Manga nicht gelesen und kann deswegen auch zu diesem Punkt nur wenig sagen. Allerdings kann man allein vom Sichten der Serien bereits eindeutig sagen, dass „Hellsing: Ultimate“ die Geschichte des Manga getreuer umsetzt als „Hellsing“.

Folglich bekommt „Hellsing: Ultimate“ auch diesen Punkt.

Der eindeutige Sieger dieses Anime-Fights ist somit, mit einer Gesamtpunktezahl von 4 von 5 möglichen Punkten, Hellsing: Ultimate!

 

 

4 Kommentare zu „Special: Anime vs Anime – „Hellsing“ vs „Hellsing: Ultimate“

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  1. Sehr schöner und nachvollziehbarer Vergleich der beiden Serien. Zwei Sachen, die man hier vielleicht anmerken sollte (gerade da du den Manga ja nicht gelesen hast.

    1. „Hellsing“ hatte natürlich das Problem, dass die Serie entstand, als der Manga noch im Gange war und an von Millennium noch nicht wirklich was wusste. Daher entwickelt sich die Sache ab einen Punkt eben merklich anders und auf Millennium wird auch nur angedeutet (da auch Im Manga bis dahin nur Andeutungen auf Millennium existierten). Da hat „Ultimate“ einfach den Vorteil, dass der Manga abgeschlossen war und man der Story folgen.

    2. Zur Animation: Das ist natürlich Geschmackssache und ich kann vollkommen verstehen, wenn jemand den nicht zu ‚überstylischen‘ Zeichen Stil sowie die Abwesenheit dieser „Gag“-Szenen vorzieht. „Hellsing“ ist da auf jeden Fall zugänglicher – und ich finde gerade die „Gag“ szenen teilweise wirklich etwas viel. Allerdings ist hier „Ultimate“ auch erneut einfach eine sehr werkgetreue Umsetzung, denn diese grotesken Posen, Grimassen und auch die teils sehr langen „Gag“-Szenen tauchen dort genau so auf. So wird oftmals einfach der Zeichenstil des Mangaka imitiert.

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