„Die Mumie“ – Filmrezension

© 2017 Universal Pictures International

Ganz passabler Film – allerdings leider misslungener Einstieg ins Dark Universe!

Vor rund 2000 Jahren ermordete die ägyptische Prinzessin Ahmanet, von dem Streben nach Macht getrieben, ihren Vater sowie seinen eben erst geborenen Thronfolger. Um den dadurch gewonnen Thron verteidigen zu können, schloß sie ein Bündnis mit Seth, dem Totengott, doch bevor die Zeremonie vollendet werden kann wird Ahmanet wegen Hochverrats und Mordes bei lebendigem Leibe mumifiziert und ihr Sarkophag in ein ewiges Gefängnis aus Sand und Quecksilber verbracht. Dort darbt sie in völliger Isolation und Dunkelheit vor sich hin bis eines Tages die Militärangehörigen und Schatzräuber Nick Morton und Chris Vail, dank einer gestohlenen Karte, das düstere Verlies freilegen und den Sarkophag mit Hilfe der Archäologin Dr. Jenny Halsey bergen. Ihrem einstigen Grab entkommen sinnt Ahmanet einzig und allein danach, ihren Plan in die Tat umzusetzen und Seth an einen menschlichen Körper zu binden, um mit ihm gemeinsam die Welt zu beherrschen. Doch eine geheime Organisation unter der Leitung von Dr. Henry Jekyll scheint der Bedrohung gewappnet zu sein.

„Die Mumie“ stellt also den Versuch eines weiteren Studios dar, ein weiteres übergreifendes Filmuniversum zu erschaffen – diesmal allerdings mit Monstern und Ungeheuern anstatt mit Superhelden (und Superschurken). Und wie bereist in der Überschrift zu lesen ist gelingt ihnen dies mit dem vorliegenden Streifen nur bedingt – doch dazu später mehr. Zunächst möchte ich euch meine Gedanken zu der ganzen Remake/Reboot Problematik etwas näher erläutern. Bereits als ich den ersten Trailer zu dieser „Neuverfilmung“ des Stoffs gesehen habe wusste ich eines sofort: Das kann kein Remake sein! Und ich sollte recht behalten, denn es ist eigentlich bei genauer Betrachtung eine Art Sequel. Dies kommt dank einer gut eingesetzten Easter Egg Szene sehr gut zum Vorschein. Diesem für mich erfreulichen Umstand ist es geschuldet, dass ich den Film mit viel offeneren Augen betrachten konnte, da sich die elenden Vergleiche, die ein Remake/Reboot zwangsläufig mit sich bringen würde, damit für mich erledigt hatten. Der Film spielt in einer anderen Zeit, mit anderen Charakteren und einer anderen Mumie – somit ist es für mich ein eigenständiger Film, der sich den Geschehnissen der früheren Filme zwar bewusst scheint, diese allerdings nie wirklich aufgreift oder einbaut. Aber was lässt sich nun zu dieser neuen Adaption des altbekannten Stoffs sagen? Wie so oft kommt das Positive bei mir zuerst an die Reihe ;-).

Hier ist auf jeden Fall der Look zu erwähnen. Wie bei einem Film dieser Größenordnung nicht anders zu erwarten ist das CGI gut gemacht und fühlt sich in beinahe jeder Szene wertig und passenden an. Vor allem Ahmanet selbst schaut in jeder Erscheinungsform düster und gruselig genug aus, um als glaubwürdiger Bösewicht wahrgenommen werden zu können.

Ein weiters Plus ist Tom Cruise physische Performance. Man mag über diesen Mann und sein Privatleben denken was man will (übrigens eine Sache, die ich bei Schauspielern generell ausblende, da ich Film- und nicht Celebrity-Fan bin) aber eines kann man ihm einfach nicht absprechen, nämlich, dass er bei jedem Projekt alles gibt was er kann – da seine stärken nun mal eher körperlicher Natur sind ist er für Action-Blockbuster somit keine schlechte Wahl. Und auch hier liefert er einige Stunts ab, wo man sich bei Sichtung des Making-Of nur ungläubig die Augen reiben kann.

Doch die wohl größte Überraschung war meiner Meinung nach Russell Crowe als Jekyll/Hyde, der auch den besten und nachhaltigsten Eindruck hinterlassen konnte. Mit dieser Figur wurde in vergangenen Werken so viel Schindluder getrieben, dass es äußerst erfrischend war einmal eine Darstellung zu sehen, die näher am Original der Geschichte beheimatet ist.

Damit kommen wir dann leider auch schon zum Negativen.

Da fangen wir doch gleich mal mit den Charakteren an. Was sich die Schreiber hier gedacht haben würde mich mal wirklich interessieren. Morton und Vail sind wohl, trotz militärischen Rangs, zwei der schlechtesten Soldaten aller Zeiten, die weder gut schießen noch kämpfen können und sofort schreiend das Weite suchen. Mit der Figur der Dr. Halsey haben wir eine weitere unglaublich unfähige Archäologin – die zwar nicht ganz so schlimm wie ihre Vorgängerin aus der älteren Version, die ja noch eine Entschuldigung hatte weil sie eigentlich bloß Bibliothekarin war, oder der jüngste Flop namens June Moone (Suicide Squad) ist – aber schön langsam zweifle ich ernsthaft daran, ob dieser Beruf wohl jemals würdig von einer Frau in einem Film verkörpert werden wird (falls euch ein gutes Beispiel für eine fähige Archäologin in Film und Fernsehen einfällt, schreibt es doch in die Kommentare ;-)). Außerdem ist es eine der klischeehaftesten Darstellungen von dem alteingesessene „Frau-in-Not“-Schema, die ich seit langem gesehen habe.  Auch Ahmanet rutscht leider viel zu oft in das Schurkenklischee ab und vergisst daher in vielen Szenen scheinbar vollkommen auf ihr außergewöhnlichen Kräfte.

Eng mit den Charakteren ist natürlich auch die Handlung verbunden und mal abgesehen davon, dass die Geschichte einfach nichts wirklich Neues oder Innovatives auf den Tisch bringt, habe ich speziell mit dem Ende so meine Probleme. Auch wenn die finale Auflösung ein logischer und sogar notwendiger Schritt Richtung Dark Universe ist, fühlt sie sich doch unfertig und befremdlich an.

Wie oben bereits erwähnt finde ich außerdem, dass der Film keinen gelungenen Einstieg in das kommende Dark Universe darstellt weil er dafür einfach zu wenig Lust auf die weiteren Filme macht und auch zu wenig Hinweise und Verknüpfungen für folgende Teile bietet. Das Ende lässt den Zuschauer zwar ein Sequel erahnen aber bei Weitem kein ganzes Universum. Da wäre vielleicht eine End-Credit-Scene doch ganz hilfreich gewesen – auch wenn man sich bewusst vom MCU abheben wollte.

Alles in allem ist „Die Mumie“ aber keine Katastrophe, sondern einfach ein etwas seelenloser Action-Creature-Blockbuster, den man sich, wenn man Lust darauf hat, durchaus mit einem Eimer Popcorn und ein paar guten Freunden anschauen kann, um ihn danach wahrscheinlich bald wieder zu den metaphorischen Akten zu legen.

  • Titel: Die Mumie
  • Originaltitel: The Mummy
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Laufzeit: 111 Minuten
  • Produktionsstudio: Universal Pictures
  • Regie: Alex Kurtzman
  • Darsteller: Tom Cruise, Sofia Boutella, Annabelle Wallis, Russell Crowe, Jake Johnson

16 Antworten auf „„Die Mumie“ – Filmrezension

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  1. Ich weiß nicht mal mehr, wann ich das letzte Mal einen Film mit Tom Cruise im Kino gesehen haben könnte. Ist auf jeden Fall ewig her 🙂 . Die Mumien-Filme mit Brandon Fraser mochte ich sehr, sogar den 3. fand ich noch recht unterhaltsam. Aber jetzt wieder einen Film mit Mumie und Bohai…. irgendwie habe ich genug davon gesehen 🙂 .

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    1. Kann ich voll verstehen…er ist auch wirklich nich mit den alten zu Vergleichen, die hatten noch Witz und Charisma während der eindeutig versucht einen auf bedrohlich und düster zu machen. Somit funktioniert der Film eh nicht richtig.
      Naja, ich bin nach wie vor ein Fan der „Mission Impossible“ – Reihe, vor allem seit das Format mit dem vierten Teil wieder eine etwas andere Richtung eingeschlagen hat (aber nicht falsch verstehen, der erste Mission Impossible ist nach wie vor mein Favorit aber nach einem schwachen zweiten und dritten Teil machte der vierte für mich einfach wieder vieles richtig – außerdem mag ich einfach Jeremy Renner ;-))

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      1. Eigentlich wäre das mit dem „bedrohlich und düster“ ja etwas gewesen, mit dem man sich von den „Vorgänger“ hätte abheben können… Aber wenn es damit nicht wirklich geklappt hat….

        Mission Impossible habe ich höchstens mal beim Zappen ein paar Minuten gesehen, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Tom Cruise ist einfach nicht mein Fall. Schauspielerisch eher uninteressant. Dass Simon Pegg im letzten? Film mitspielt, ist aber schon mal Etwas.

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      2. Also in meinen Augen hat es nicht funktioniert weil die Geschichte dafür einfach zu hohl war und dann doch wieder versucht wurde an Stellen witzig zu sein wo es einfach unpassend wirkte.

        Ja, sogar bei den letzte zwei Filmen der Mission Impossible Reihe spielt Simon Pegg den Technik Nerd und jetzt wo ich das so schreibe bilde ich mir ein, dass er die Rolle sogar schon im dritten Teil verkörpert hat – aber da saß er immer nur im Büro und erst ab dem vierten ist er dann ein Mitglied des Außeneinsatz-Teams.
        Den ersten mochten meine Eltern so gern deswegen hab ich den schon sehr früh gesehen 😉 und er ist auch mehr ein guter Spionagethriller und weniger ein Action-Spektakel.

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      3. Muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die überhaupt nicht kenne. Wir hatten bei mir zu Hause sehr lange nur die zwei österreichischen Sender und auf denen wurde die Serie nicht gespielt und als Kind wünscht man sich dann auch eher einen Disneyfilm als VHS und keine Spionageserie 😉

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    1. Der gehört als Filmfigur zu Universal und soll Bestandteil ihre Dark Universe werden und ich muss sagen, wenn Russell Crowe der Rolle treu bleibt stehen die Chancen gut, dass diese Figur eine der Lichtblicke des entstehenden Universums werden könnte.

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