Header Image: © Marvel; Disney
Hallo zusammen,
nachdem wir uns früher am Abend mit dem zweiten Soloabenteuer des blonden Donnergottes beschäftigt haben, bekam natürlich auch der strahlende Held aus dem Eis eine weitere Chance abseits seiner Kollegen zu glänzen. Mit dem zweiten Teil rund um Captain America lieferten die Russo Brüder ihre erste Regie-Arbeit in diesem Franchise ab und sorgten damit gleich mal für mächtig Furore.
Er hat viel verpasst in den letzten siebzig Jahren, mit dieser Tatsache sieht sich Steve Rogers nach wie vor tagtäglich konfrontiert. Auch seine Tätigkeit für SHIELD und die neu gewonnen Freunde helfen da nur wenig, zumal die Methoden seines Arbeitgebers immer öfter ein ungutes Gefühl im einstigen Vorzeigesoldat hervorrufen. Als dann schließlich ein Projekt in die Wege geleitet wird, welches auch lediglich potenzielle Bedrohungen erkennen und eliminieren soll, schrillen endgültig sämtliche Alarmglocken und auch das zerschlagen geglaubte HYDRA reckt seine Tentakeln nach der neuen Waffe.
Marvel wird ja gerne einmal bei seinen Filmen eine gewisse Formelhaftigkeit und ein Hang zum Generischen vorgeworfen. Dabei wird aber nur allzu gerne außer Acht gelassen, wie vielseitig die gezeigten Genres eigentlich sind, wenn man einmal hinter die Masken und Kostüme blickt. Bestes Beispiel dafür bietet dieser Vertreter des Franchise, der sich ohne Problem als Polit-Thriller einordnen ließe und mit seinen Wendungen, geheimen Organisationen und zerstörerischen Hightech-Waffen einem Bond-Film in nichts nachsteht.
Besonders schön ist dabei die Entwicklung des Charakters von Captain America selbst, der durch all seine gemachten Erfahrungen vom treuergebenen Soldaten zum hinterfragenden Kritiker eines Systems wird, welches nach wie vor zu anfällig für Korrumpierung ist. Auch seine lange Abwesenheit wird zwar weiterhin als Running Gag genutzt aber bei Weitem nicht mehr so ausgeschlachtet – der Mann wirkt weniger wie ein Fossil, sondern eher wie eine verletzte Seele, die nach wie vor nach ihrem Platz in dieser Welt sucht. Besonders ausdrucksstark wird dies dann im Aufeinandertreffen mit seinem alten Freund Buckey dargestellt, den er trotz all der erdrückenden Beweise, dass er nun für das gegnerische Team spielt, einfach nicht aufgeben kann und will. Außerdem bietet die beinahe schon geschwisterliche Beziehung zu der so konträren Figur Black Widow viele Reibungspunkte, an denen Captain America als Charakter weiter wachsen kann.
Insgesamt wirkt dieser Film um einiges düsterer und realistischer als der erste Teil, was schließlich sogar in dem Verzicht auf einen einzigen großen Bösewicht gipfelt. Natürlich gibt es den Charakter des Alexander Pierce, verkörpert von Robert Redford, aber dieser stellt nur ein weiteres Rädchen einer weitverzweigten Organisation dar, eine Tatsache, die nur allzu deutlich wird, als der Plan nach dem Ableben der Figur ohne Zögern weiter verfolgt wird. Und auch der im englischen Titel genannte Winter Soldier ist nicht mehr als ein unter Gehirnwäsche stehender Befehlsempfänger einer Gruppe Abtrünniger.
Das fulminante Finale, in dem gleich drei Helicarrier vom Himmel geholt werden müssen, mag auf den ersten Blick zwar etwas aufgeblasen wirken, besticht bei genauerem Hinsehen aber durch das gekonnte Einbinden des Grundlegenden Themas der Figur – obwohl die Gegenwart einiges für ihn zu bieten hätte, kann er den Blick doch nicht von der Vergangenheit abwenden.
Alles in allem ist „The Return of the First Avenger“ nach wie vor eines der Glanzlichter des MCU, welches durch seine außergewöhnlich nuancierte Charakterentwicklung, sein gewähltes Genre und seine zahlreichen Wendungen voll und ganz zu überzeugen weiß. Nach diesem großartigen Beitrag zum Universum verwundert es nicht, dass die Russo Brüder auch für andere Projekte wieder von Marvel verpflichtet wurden.
Zum Abschluss noch ein wenig Trivia:
- Anthony Mackie wollte so gerne einen Marvel Comic Charakter spielen, dass er den Verantwortlichen immer wieder Mails geschrieben hat, in denen er um eine Rolle gebeten hat.
- Viele der Dialoge, die zwischen Steve Rogers und Natasha Romanov geführt werden, wurden von Evans und Johansson selbst erdacht.
- Die Russos verzichteten so gut es ging auf CGI und setzten lieber auf praktische Effekte – nur beim Alterungsprozess für die Figur der Peggy Carter setzten die beiden von Anfang an anstelle einer Maske auf ein neues Computerverfahren.
- Auf die Frage, weshalb keiner der anderen Helden zur Hilfe gerufen worden sei, antworteten die Drehbuchautoren, dass die gesamte Handlung des Films in einer Zeitspanne von gerade einmal knapp drei Tagen stattfinde und die Figuren aufgrund der ständigen Anspannung und Verfolgung keine Zeit für eine Kontaktaufnahme hatten.
- Captain America legt am Ende seinen neuen Anzug ab und stiehlt seinen alten aus dem Museum weil sein neuer Anzug geortet werden kann – dies kommt in einer geschnittenen Szene heraus, die als Extra auf der Blu-Ray zu finden ist.
- Bereits in diesem Film findet sich ein Hinweis auf die Einführung von Doctor Strange in das MCU, da der zu dieser Zeit noch nicht zum Magier gewordene Stephen Strange als potenzielles Risiko eingestuft wird.
- Die Agentin, welche Rogers beobachten soll und sich zur Tarnung als seine Nachbarin ausgibt, ist die Nichte von Peggy Carter.
- In einem frühen Drehbuchentwurf war vorgesehen, dass Hawkeye in dem Film auftauchen sollte – die Idee wurde aber schließlich verworfen und auch sein gedrehter Cameo viel am Ende dem Schnitt zum Opfer.
- Die Filmemacher beschreiben die Figur des Winter Soldier als Gegenentwurf zu Captain America, was sich auch in seiner Maske widerspiegelt, welche, konträr zu jener des Captain, die untere Gesichtshälfte verdeckt.
- Auch hier weicht der deutsche Titel vom englischen Original ab – der Originaltitel lautet „Captain America: The Winter Soldier“. Wie bereits beim zweiten Teil der Thor-Solofilme, erscheint auch hier der englische Titel um einiges passender, hebt er doch die im Film etablierte Dualität der beiden Figuren deutlicher hervor.
- Obwohl die beiden Regisseure alles daran setzten den Film „Honest Trailers“-proof zu machen, wurde dem Film dennoch die Ehre eines „Honest Trailers“ von Screen Junkies zuteil – die Regisseure erwiesen daraufhin Screen Junkies die Ehre und kamen in eine ihrer Sendungen, um den Trailer gebührend zu kommentieren.
Wie immer verlinke ich euch ⇒HIER die Trivia Page von IMDB und weil ich den Besuch der Russos bei Screen Junkies äußerst amüsant finde, verlinke ich diesen auch für alle Interessierten da draußen genau ⇒HIER !
Danke für’s Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal – stay tuned…
Hat dies auf VERfilmt&ZERlesen rebloggt.
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Jassu, Mara.
Obschon mich nichts weniger kalt läßt als ‚Endgame‘, können einen Euphorie-Blüten aus den Staaten dann doch immer wieder amüsieren. So wird derzeit in vollstem Ernst diskutiert, wie sich eine Pinkelpause (bei dem 3 Stunden Drama) umgehen läßt. K e i n e 5 Liter Erfrischungsgetränke zu inhalieren, scheint dabei die abwegigste Möglichkeit zu sein.
Dabei scheint es für manche eine Unvorstellbarkeit zu sein, 3 Minuten Film zu verpaßen…
Wobei man/frau sich natürlich auch fragen kann, wieviel in den Q+A Runden auch nur angeberische Wichtigtuerei darstellt.
Wobei das Gros der Fans auf drohende Spoiler gen linder Hysterie neigt. Ein Morgentau von Vigilantismus – anmerkenswert, weil die modernen Marvel-Helden ja als Gleichnis für das Gute aufgelistet werden.
Apropos…
Den mehreren tausend gestrichenen Fox-Mitarbeitern dürfte ‚Endgame‘ vielleicht ähnlich egal sein wie mir. Denke ich.
bonté
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