„Scorpio Rising“ und „Ein andalusischer Hund“ – Aufgabe #70: Schaue einen Experimentalfilm

Hallo zusammen,

ich befinden mich bei meiner Filmreise-Challenge tatsächlich bereits auf der Zielgeraden (nur mehr 15 Etappen gilt es abzuhaken) und obwohl ich mir auch ein paar spaßigere Aufgaben aufgehoben habe, kommt schön langsam auch die Zeit, wo ich mich den weniger interessanten widmen muss. Mir steht zum Beispiel noch ein Propagandafilm der 30er Jahre und ein Giallo der 70er bevor, beides klingt zumindest in meinen Ohren nicht besonders nach Spaß – aber gut, die Challenge ist ja unter anderem auch dazu gedacht, sich mal ein bisschen aus seiner Komfortzone hinauszubewegen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Was übrigens auch ganz eindeutig der Gedanken hinter der heutigen Aufgabe war, denn von „Spaß“ kann bei Experimentalfilmen wohl kaum die Rede sein. Ganz im Gegenteil, zumeist sind sie ja gerade darauf ausgelegt, die Grenzen des Mediums zu erforschen, mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen und alles Bekannte in Frage zu stellen. Elemente wie Narrative, Figurenzeichnung oder -entwicklung weichen puren Assoziationen: Hier soll vorrangig keine Geschichte erzählt, sondern Emotionen getriggert werden.
Ein großer Vorteil dieses doch sehr speziellen Genres ist es allerdings, dass viele der in Frage kommenden Filme eine recht überschaubare Laufzeit haben, weshalb ich mich dann auch dazu entschieden hatte, gleich zwei valide Kandidaten zu schauen. Den einen (Ein andalusischer Hund) weil ihn quasi alle meine Mitreisenden der Challenge ebenfalls für diese Aufgabe geschaut hatten, den anderen (Scorpio Rising) eben weil ich doch auch was anderes schauen wollte.
Und was soll ich sagen, beide führten mir deutlich vor Augen, dass sich der Experimentalfilm nicht unter meinen favorisierten Genres einfinden wird. Das liegt genau an dem, was ich oben beschrieben habe: mir fehlt einfach eine Geschichte. Natürlich wollen mir die Filmemacher auch hier etwas mit ihren teils verstörenden, teils amüsanten, teils unzusammenhängenden, teils erstaunlich klaren Bildern sagen, wollen mich zum Nachdenken bringen und eine Botschaft vermitteln, dennoch reicht mir das nicht, um mich tatsächlich zu befriedigen. Ich brauche einfach mehr. Ein Film muss mir nicht alles vorkauen, er muss mir nicht sämtliche Antworten auf einem Silbertablett servieren, darf ruhig sperrig oder verwirrend sein, solange ich Charaktere habe, mit denen ich mitfiebern kann oder eine Handlung, die es schafft, mich in ihren Bann zu ziehen.
Es mag eine sehr konventionelle Betrachtungsweise sein aber Filme sind nach wie vor mein Hobby und ich schaue sie um unterhalten zu werden, was nicht gleichzusetzen ist mit „amüsiert zu werden“. Auch ein Drama, bei dem ich am Ende heulen muss wie ein Schloßhund, unterhält mich weil es mich auf eine emotionale Reise mitnimmt. Bei den beiden Experimentalfilmen kann ich das allerdings nicht behaupten. Eher teilnahmslos verfolge ich hier das Geschehen, schmunzle vielleicht mal über den ein oder anderen Einfall, aber von Unterhaltung kann hier keine Rede sein.

Ich kann die Sichtung somit auch nur schwer jemandem empfehlen, außer vielleicht Fans des Genres oder eben Interessierten, die sich auch einmal anschauen wollen, was denn eigentlich hinter dem Begriff Experimentalfilm steckt. Für Neulinge wäre wahrscheinlich „Scorpio Rising“ empfehlenswerter, da man hier, unterlegt von einem popigen Soundtrack, einen augenzwinkernden Blick auf die amerikanische Bikerkultur der 60er erhaschen kann. „Ein andalusischer Hund“ ist dagegen schon deutlich surrealer (kein Wunder bei Namen wie Dali und Buñel hinter dem Projekt) und bietet vor allem Impressionen.

Danke fürs Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal – stay tuned…


Die harten Fakten:

  • Originaltitel: Scorpio Rising
  • Erscheinungsjahr: 1963
  • Laufzeit: 30 Minuten
  • Regie: Kenneth Anger
  • Darsteller: Bruce Byron, Ernie Allo, uvm

Die harten Fakten:

  • Originaltitel: Un chien andalou
  • Erscheinungsjahr: 1929
  • Laufzeit: 21 Minuten
  • Regie: Luis Buñuel
  • Darsteller: Simone Mareuil, Pierre Batcheff

 

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