Mein „Kino Doppel Whopper“ #2 (Die dunkelste Stunde; Alles Geld der Welt)

Vorgestern war es wieder einmal soweit, dem allgemeinen Narrentreiben sei dank hatte ich am Nachmittag etwas Zeit übrig und wo könnte man diese wohl besser verbringen als im Kino. Doch nicht nur die plötzlich erlangte Freizeit lockte mich ins Kino, sondern auch die spannenden Worte „Sneak Preview“ (ein Format, dem ich kaum widerstehen kann 😉 ); zugegebenermaßen, die Worte Sneak(!) Preview sind vielleicht bei gerade mal 3 Tagen Vorsprung zum offiziellen Kinostart etwas hochgestochen, aber das ändert ja glücklicherweise nichts an der Qualität des Films. Doch nicht nur „Alles Geld der Welt“ wusste zu überzeugen, auch „Die dunkelste Stunde“ bot einem gute Unterhaltung und war den Kauf des Kinotickets auf jeden Fall wert. Nachdem ich mir vorgenommen habe bei diesem Format meinen Sichtungen gemäß chronologisch vorzugehen, bleiben wir auch gleich bei dem geschichtsträchtigen Drama mit Oldman als Zugpferd.


© 2018 Universal Pictures International

Dunkle Zeiten sind seit der Machtergreifung der Nazis für Europa angebrochen. Scheinbar unaufhaltsam marschiert die deutsche Wehrmacht von Staat zu Staat und vernichtet jeden, der sich ihr in den Weg stellt. Als dann auch noch Belgien fällt und alle Zeichen dafür sprechen, dass auch Frankreich machtlos gegen die bevorstehende Invasion ist, ist im britischen Parlament eines vollkommen klar, der amtierende Premierminister hat auf ganzer Linie versagt, ein neuer Anführer muss gefunden werden, der die zerstrittenen Lager eint und das Land vor der totalen Vernichtung bewahrt. Dabei war Churchill eigentlich nicht die erste Wahl, von niemandem, aber nachdem der Wunschkandidat ablehnt, sich die Parteien auf keinen anderen gemeinsamen Nenner einigen können und der etwas ruppige Mann mit der Zigarre im Mund doch schon einiges an Erfahrung mitbringt, ist es schließlich doch seine Person, die vor den König gerufen wird, um das Land aus der Misere zu ziehen. Und trotz all des Gegenwindes, der Rückschläge und der Zweifel sollte sich die Ernennung Churchills als wahrer Glücksgriff in dieser dunkelsten Stunde herausstellen.

Ich denke mal, nachdem der Film ganze sechs Oscarnominierungen einheimsen konnte, ist es überflüssig hier zu sagen, dass der Film gut ist, natürlich ist er das, er ist sogar großartig. Ich möchte mich lieber darauf konzentrieren euch hier zu darzulegen, weshalb ich den Film so gut fand. An erster Stelle kommt hier Gary Oldman, ein Mann, der in seiner bisherigen Karriere bereits mehrfach bewiesen hat, dass er zu den großen Chamäleons der Brachen zählt, breitet hier wirklich sein ganzes Können vor dem Zuschauer aus und mimt den exzentrischen Weltmann so überzeugend, dass man über den Film hinausblickt und sich als Zeitzeuge fühlt. Natürlich greift ihm bei dieser Verwandlung die geniale Maske hilfreich unter die Arme, aber Gang, Mimik, Gestik, ja sogar die Sprache bis ins kleinste Detail nachzuahmen, das ist eine Leistung, die man erst einmal vollbringen muss. Die starke Präsenz Oldmans ist gerade im erste Drittel des Films allerdings leider auch bitter nötig, denn hier braucht der Film doch ein wenig bis er Fahrt aufnimmt; dafür geht es nach diesen anfänglichen Startschwierigkeiten so rasant dahin, dass man gar nicht anders kann, als mitzufiebern und den Atem anzuhalten. Allgemein muss man die Inszenierung sehr dafür loben, dass sie es schafft eine bereist bekannte Geschichte, deren Ausgang bereits zu Anfang feststeht, so fesselnd zu gestalten, dass man mit bangendem Herzen auf den Fingernägeln kauend hofft, der Plan möge aufgehen. Das Drehbuch bietet hier dem Publikum durch viele witzige Dialoge und Szenen zum Glück genügend Verschnaufpausen, die zusätzlich auch noch äußerst passend wirken. Und obwohl es Oldmans großer Auftritt ist, sind es doch alle zusammen, alle Schauspieler, der Regisseur, der Kameramann, die Maskenbildner, die Tontechniker, einfach alle, die den Film zu dem Meisterwerk machen, der er ist.

Die harten Fakten:

  • Titel: Die dunkelste Stunde
  • Originaltitel: Darkest Hour
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Laufzeit: 126 Minuten
  • Regie: Joe Wright
  • Darsteller: Gary Oldman, Kristin Scott Thomas, Ben Mendelsohn, Ronald Pickup, Stephen Dillane
  • Distributor: Focus Features
  • Produktionsland: UK

Von einer Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruht, kommen wir auch gleich zur nächsten. Wie oben bereits erwähnt, verbarg sich hinter der dieswöchigen Sneak Preview im Cineplexx das Drama „Alles Geld der Welt“.


© Tobis Film

Rom, 1973: Paul Getty III, Enkel des Öltycoons und damaligen reichsten Menschen der Welt Jean Paul Getty, wird auf offener Straße entführt. Hilfesuchend wendet sich seine verzweifelte Mutter Gail nach der eingetroffene Lösegeldforderung von 17 Millionen Dollar an ihren ehemaligen Schwiegervater, nur um erfahren zu müssen, dass dieser nicht bereit ist auch nur einen Penny herauszurücken. Stattdessen beauftragt er lieber seinen Mann für ganz spezielle Angelegenheit, Fletcher Chase, mit der Suche nach seinem Enkel. Während zunächst alle Indizien darauf hinweisen, dass Paul vielleicht gar nicht hilfloses Opfer sondern Teil der Verschwörung ist, lässt die Zusendung des abgetrennten Ohres Pauls keinen Zweifel mehr daran, dass der Junge in großen Schwierigkeiten steckt und mit den Entführern keineswegs zu spaßen ist.

Ridley Scott beweist hier einmal mehr auf eindrucksvolle Weise, dass er am besten ist, wenn er seinen Fokus auf die Charaktere seiner Geschichten legt und nicht so sehr auf blutdurstige Aliens (Anm.: nur damit wir uns richtig verstehen, dies ist eine Anspielung auf den äußerst enttäuschenden Alien:Covenant). Denn die Umsetzung dieses realen Dramas, rund um die Entführung eines jungen und den Starrsinn eines alten Mannes, kann mit schön inszenierten Bildern, starken Performances und einer fesselnden Atmosphäre punkten. Setzen wir hier doch gleich mal bei einem Thema an, das den Film bereits vor seinem Erscheinen umgeben hat – die Ersetzung Spaceys durch Plummer, nachdem der Film eigentlich bereits so gut wie im Kasten war; eine Entscheidung die meiner Meinung nach nicht wirklich von Nöten gewesen wäre; ich meine, versteht mich nicht falsch, ich heiße sexuelle Belästigungen wahrlich nicht gut, allerdings habe ich auch immer ein wenig Bedenken, was Vorverurteilung betrifft. Wir leben in Zeiten, in denen Leute über die verschiedensten Medien schnell mal die Möglichkeit bekommen Sachen zu behaupten und obwohl das Gebot zu Handeln hier an oberster Stelle steht, können so innerhalb weniger Stunden ganze Karrieren zerstört werden, ohne dass es überhaupt irgendwelche Beweise gäbe. Aber gut, dies ist ein anderes Thema, das den Rahmen und auch die Intention dieses Beitrages deutlich sprengen würde (trotzdem wollte ich die Thematik nicht unangeschnitten lassen, da sie doch in engem Zusammenhang mit dem Film steht). Trotz meiner Ansicht, dass man nicht alle Werke Spaceys nun einfach so vernichten sollte, muss ich doch sagen, dass ich der Meinung bin, dass der Spielertausch in diesem Fall ein Glücksgriff war. Denn dank des fortgeschrittenen Alters Plummers, passt er auf die Rolle des alternden Milliardärs und Großvaters weit besser, als der deutlich jüngere Spacey, der nur dank der Fähigkeiten einiger exzellenter Maskenbildner in die Rolle gepasst hätte. Aber nicht nur sein Alter machte Plummer zur idealen Wahl, auch sein Können ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Film so gut funktioniert, was, bedenk der ihm gegebenen Zeit, eine schier unglaubliche Leistung ist. Doch nicht nur Plummer kann in seiner Rolle überzeugen, auch Wahlberg kann endlich mal wieder beweisen, dass er seinen Platz in Hollywood durchaus verdient hat, wenn er nur ein gutes Skript sowie Menschen statt Roboter zur Seite gestellt bekommt. Einzig die Bösewichte bleiben, wie so oft, etwas blass, was allerdings keine große Tragödie darstellt, handelt doch das eherne Familienoberhaupt „böse“ genug. Einziges kleines Manko von meiner Seite war an mancher Stelle das Drehbuch, ab und an hat man hier als Zuschauer doch Probleme die Handlungsmotivationen der Charaktere nachzuvollziehen.

Die harten Fakten:

  • Titel: Alles Geld der Welt
  • Originaltitel: All the Money in the World
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Laufzeit: 132 Minuten
  • Regie: Ridley Scott
  • Darsteller: Christopher Plummer, Michelle Williams, Mark Wahlberg, Charlie Plummer
  • Distributor: TriStar Pictures; STXinternational
  • Produktionsstudio: USA; UK

Das war es auch schon wieder von meiner Seite aus, zwei weitere äußerst befriedigende Kinosichtungen liegen hinter mir und es werden wohl nicht die letzten in diesem Monat  gewesen sein 😉 .

Danke für’s Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal – stay tuned…

 

9 Antworten auf „Mein „Kino Doppel Whopper“ #2 (Die dunkelste Stunde; Alles Geld der Welt)

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  1. Hervorragender Beitrag, besonders den Text zu Darkest Hour mag ich sehr! 😁
    Auf alles Geld der Welt bin ich schon sehr gespannt, in ein paar Stunden weiß ich ob deine Meinung zum Film teile. 🙂

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      1. Ich hoffe ja auf ein richtiges Comeback von Ridley Scott. Nach Prometheus & Alien: Convenant war ich ehrlich gesagt etwas enttäusch. 🙊
        Ich hoffe das beste! 🙂

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      2. Also wenn das die Messlatte ist wirst du begeistert sein😉! Wobei an Meisterwerke wie Alien oder Der Marsianer kommt er meiner Meinung nach dann doch nicht ganz ran😉

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