„Bücher, die zu bewegten Bildern wurden“ – Challenge #5 (Die Geisha)

Hallo zusammen,

schneller als gedacht, kann ich ein weiteres Buch von meiner Bücher-Challenge streichen und euch so heute die Rezension zu dem Erfolgsroman „Die Geisha“ von Arthur Golden präsentieren. Doch bevor es ans Eingemachte geht und ich euch darlege, wieso meine Lektüre zeitweise ganz schön ins Stocken geraten ist, gibt es vorher noch eine kurze Zusammenfassung des Inhalts.


© btb Verlag

Die kleine Chiyo lebt in einem Fischerdorf namens Yoroido an der japanischen Küste. Noch nie hat sie etwas anderes gesehen, als die einfachen Behausungen der Bewohner, die große Fischfabrik und das blaue Meer. Doch eines Tages sollte sich Chiyos Leben schlagartig verändern und bevor sie weiß, wie ihr geschieht, ist sie auch schon auf dem Weg nach Kyoto um dort zu einer Geisha ausgebildet zu werden. Ein steiniger und qualvoller Weg, der direkt ins Ungewisse führt.

Man mag sich vielleicht fragen, wie ein Amerikaner auf die Idee kommt, ein Buch über eine die Freuden und Leiden einer jungen Geisha im Japan der 30er und 40er zu schreiben. Wenn man sich dann aber vor Augen führt, dass der Autor nicht nur japanische Geschichte studiert hat, sondern das Land der aufgehenden Sonne viele Jahre sein Zuhause genannt hat, ergibt sich schon ein klareres Bild.
Und obwohl man Arthur Golden tatsächlich keinen Vorwurf die Recherchearbeit betreffend machen kann, hier spürt man nämlich während der Lektüre eindeutig, dass einiges an Aufwand betrieben wurde, um so viel wie möglich über das Leben einer Geisha zu jener Zeit in Erfahrung zu bringen, kommt man dennoch nicht umhin, sich immer wieder einmal verstohlen zu fragen, wie einzelne Szenen wohl geschildert worden wären, wenn sie aus der Feder einer Frau, vielleicht sogar einer Japanerin, stammen würden. Auch wenn sich dieser Gedanke nur selten aufdrängt, so ist er dennoch ein valider, denn sich nicht nur in eine fremde Kultur, sondern dazu auch noch in das andere Geschlecht hineinzuversetzen, erfordert einiges an Einfühlungsvermögen und Talent; zum Glück besitzt Arthur Golden von beidem ausreichend, um diese dramatische Geschichte in all ihrer Komplexität mit viel gefühlvollen Zwischentönen auf’s Papier zu bringen.
Teilweise gelingt ihm das sogar so gut, dass man sich als Leser ob der geschilderten Qualen, die unsere Protagonistin erleiden muss, direkt davor sträubt weiterzulesen – so erging es mir zumindest immer wieder. Zum Glück ermöglicht einem aber der angenehm flüssige, eindeutig amerikanische Schreibstil auch solch unangenehmen Passagen mit einer gewissen Art von Genuss hinter sich zu bringen.

Alles in allem ist „Die Geisha“ ein äußerst gefühlvoller Blick hinter die Kulissen einer Kultur, die dem westlichen Denken oft verschlossen bleibt. Dank der kraftvollen Geschichte und dem guten Stil verzeiht man da auch ohne weiteres die ein oder andere Länge und bestreitet gemeinsam mit der Protagonistin ihren harten Lebensweg, der aber immerhin auf einer versöhnlichen Note endet.


Kurze Gegenüberstellung Buch/Film:

Auch wenn es bereits einige Jahre her ist, dass ich den Film zuletzt gesehen habe, tauchten dennoch bei der Lektüre des Buches sofort wieder alle möglichen Bilder und Szenen in meinem Kopf auf. Ganz allgemein kann man sagen, dass es sich hier wohl um einen der klassischsten Fälle einer guten Buchverfilmung handelt, denn obwohl einem das Buch natürlich viel mehr Details und auch ganz allgemein mehr Inhalt bietet, wussten die Filmemacher offensichtlich sehr genau, welche Stellen sie weglassen können, ohne die Geschichte gravierend zu verändern. Einzig die beiden Enden unterscheiden sich deutlich voneinander und besitzen beide ihren ganz eigenen Reiz. Während der Film am Schluss die Dinge mehr in der Schwebe lässt, da die Handlung einfach zu einem früheren Zeitpunkt beendet wird, geht das Buch einen Schritt weiter und macht die inzwischen in die Jahre gekommene Geisha selbst zur Erzählerin ihrer Geschichte. Hier kann man also guten Gewissens zu beiden Werken greifen und wird wohl, welche Wahl man auch treffen mag, nicht enttäuscht werden.


Die harten Fakten:

  • Titel: Die Geisha/Memoirs of a Geisha
  • Autor: Arthur Golden
  • Übersetzer: Gisela Stege
  • Verlag: btb-Verlag
  • ISBN: 3-442-72632-8

Danke für’s Vorbeischauen und bis zum nächsten Mal – stay tuned…

2 Antworten auf „„Bücher, die zu bewegten Bildern wurden“ – Challenge #5 (Die Geisha)

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